UGolf Bluegreen expandiert nach Deutschland
Golfmanagement-Unternehmen setzt auf deutschen Markt
Das zur französischen Duval-Gruppe gehörende, weltweit fünftgrößte Golfmanagement-Unternehmen UGolf Bluegreen zeichnet global für rund 120 Golfanlagen verantwortlich. Neben dem Heimatmarkt Frankreich zählen unter anderem Standorte in den Niederlanden, Spanien, Madagascar oder Ägypten zum Portfolio des Unternehmens. Die Zeichen stehen klar auf weiterer Expansion: Seit 2024 gehört der renommierte Golf de Valescure in Saint-Raphäel an der Côte d’Azur dazu. Der bereits 1895 gegründete Club genießt großes Renommée weit über die Region hinaus. Auch für Deutschland meldet die Unternehmensgruppe mit ihrer internationalen Division UGolf International einen ersten Neuzugang. Nach zwei Jahren enger Zusammenarbeit hat das Unternehmen nun den kompletten Golfbetrieb für den Golf Club Bad Saarow übernommen. Der Hotelbetrieb verbleibt weiterhin in den erfahrenen Händen von Precise. Um die Anlage in Bad Saarow, aber auch weitere künftige Partner im deutschen Markt effizient betreuen zu können, gibt UGolf International zudem die Gründung der UGolf Germany bekannt, welche weitere Golfanlagen in Deutschland als Partner des Golfmanagement-Spezialisten betreuen soll.
Auch Golf de Valescure in Saint-Raphäel an der Côte d’Azur gehört zu UGolf-Bluegreen. (Fotos: M. Althoff)
Fünftgrößtes Golfmanagement-Unternehmen weltweit
Seit der Verschmelzung von UGolf mit Bluegreen stehen die Zeichen klar auf Wachstum. „Wir wollen unter die ersten Drei, wenn nicht sogar an die Spitze“, erklärt CEO Pierre-André Uhlen. Einen konkreten Zeitplan dafür gibt es nicht, man wartet – wie beim Zusammenschluss – stets auf den best-geeigneten Zeitpunkt. Dabei spielen die Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Uhlen, der selbst seinen Karrierepfad innerhalb der Duval-Gruppe absolvierte, sieht die Expansion als gemeinsame Aktion mit seinen Teams und legt großen Wert auf Karrierepfade innerhalb des Unternehmens. Ziel sei daher eine gemeinsame Unternehmenskultur, geprägt von der Leidenschaft für den Golfsport. Während das Unternehmen in Frankreich bestens etabliert ist, kommt dem Wachstum im Ausland besondere Bedeutung zu. „Unser Fokus liegt dabei auf dem Golfmanagement, wir haben keine Pläne, beispielsweise auch Unterkünfte in Resorts zu betreiben“, umreißt Nathanaël Pietrzak-Swirc, CEO von UGolf International die Strategie. Dabei legt das Unternehmen großen Wert darauf, die verschiedenen Services selbst zu betreiben. „Wir möchten keine Subunternehmer mit Aufgaben betreuen – der Begriff Sub-Unternehmer bedeutet immer irgendwie, dass man diese Leistung für das Gesamtprodukt als nachrangig ansieht und daher nicht selbst erbringt“, so Pietrzak-Swirc. Manchmal müsse man in der Wachstumsphase zwar mit Subunternehmern wachsen, weil die Marktstrukturen so seien – Philosophie ist jedoch die volle Kontrolle über alle Leistungen mit eigenen Mitarbeitern. Bei der Expansion kann das Unternehmen vom breitgefächerten Portfolio und den Kontakten der Duval-Gruppe, beispielsweise in Afrika, profitieren. Immobilien, Hotelmanagement, Versicherungen, Mikrofinanzierung und natürlich Golf zählen dort bereits zum Leistungsumfang der Unternehmensgruppe. Auch in den Niederlanden konnte man mit der internationalen Division bereits Fuß fassen und die Anlagen von BurgGolf akquirieren. Dennoch sieht der CEO den Schwerpunkt des Wachstums vor allem in Afrika, wo das Unternehmen beispielsweise in Ruanda sehr erfolgreich arbeitet. Dabei steht weniger Nordafrika, sondern Zentralafrika im Mittelpunkt. Zudem habe man Südostasien und Japan im Visier, wie Pietrzak-Swirc erklärt. Auch in Spanien ist das Unternehmen erfolgreich, neben der Region Màlaga und Murcia möchte man vor allem im Norden und Osten des Landes wachsen. Spanien war auch der Auslöser für den Kontakt zu den Precise-Resorts für die Expansion nach Deutschland. „Wir arbeiten mit der Resortgruppe dort bereits erfolgreich zusammen, so kam es zum Kontakt für das Resort in Bad Saarow – was schließlich zur Gründung von UGolf Germany führte“, so Eduardo Ruiz, einst verantwortlicher Manager des La Manga Clubs für UGolf und nun COO UGolf International. Beim Betriebstyp der Golfanlagen deckt die Golfmanagement-Gruppe das gesamte Branchenspektrum ab. „Ob privat, semi-private oder öffentlich: Wir decken das gesamte Spektrum ab, wie die Übernahme von Golf de Valescure zeigt“, so Pietrzak-Swirc. Auch denke man darüber nach, künftig reine Driving-Ranges in das Portfolio aufzunehmen. Um weltweit einheitliche Standards und Prozesse zu ermöglichen, setzt die Unternehmensgruppe weltweit auf Nexxchange als Clubmanagement-System. „Wir haben ein strenges Auswahlverfahren durchgeführt und wollten einen Partner haben, der in der Lage ist, die Art und Weise zu verstehen, wie wir unser Geschäft führen“, so Gruppen-CEO Duval. Man wolle daher gemeinsam mit dem neuen Partner, der in Deutschland von Golf absolute Weiland Golfanlagen genutzt wird, wachsen. Die erste Migration erfolgte im April, danach soll die Implementierung sukzessive auf alle Standorte ausgeweitet werden.




Größte Golfakademie der Welt
Eine zentrale Rolle bei der weiteren Expansion spielt die eigene Akademie, denn UGolf Bluegreen will nicht nur durch Übernahme neuer Standorte wachsen, sondern auch neue Golfer über die eigenen Golfschulen kreieren. „Mit rund 200 Golflehren, die alle bei uns angestellt sind, sehe ich uns als größte Golfakademie weltweit“, erklärt Fabien Donoyan, der bei dem Unternehmen einst als Teaching Pro begann und inzwischen zum stellvertretenden Generaldirektor und Leiter der Akademie aufgestiegen ist. Jedes Jahr sorge man für rund 10.000 Neugolfer, so Donoyan. Wichtig seien dafür vor allem die kostenlosen Schupperkurse, die sehr gut angenommen würden. Der Unterricht erfolgt primär in Gruppen, gut 30.000 Personen nehmen daran pro Jahr teil. „Gruppenunterricht ist unsere Stärke. Golf ist ein soziales Event, daher sollte auch der Unterricht in Gruppen stattfinden“, ergänzt sein Kollege Antoine Nizan, Director of Marketing für die gesamte UGolf Bluegreen-Gruppe. Damit Interessenten schnell vom Golfvirus gepackt werden, finden die Kurse überwiegend auf dem Platz statt. „Wenn man Skifahren lernt, geht man auch direkt auf die Piste – diese Philosophie wenden wir bei unseren Golfkursen an“, so Akademieleiter Donoyan. Daher nutze man auch gleich zu Beginn den Driver – „er ist der Schläger mit der größten Schlägerkopffläche und kann den Ball am weitesten transportieren“, so der Profi. Grundsätzlich sind Zielgruppen-orientierte Angebote dem Akademieleiter wichtig. Daher gäbe es auch spezielle Angebote für Kinder. „Wenn bei denen die Konzentration nachlässt, spielen wir einfach eine Viertelstunde lang Fußball“, so Donoyan. Überhaupt sieht er Golf als perfekten Familiensport. Wichtiger als ein Handicap sei den Golfern in Frankreich jedoch zunehmend der Spaß auf der Runde und abseits des Platzes. Wettspiele seien nur für rund ein Viertel der Golfer relevant. Daher legt Donoyan großen Wert auf das Erlebnis. Interessanterweise, so seine Erfahrung, mögen Golfer in Frankreich kein Indoor-Golf mit Simulatoren – während Rangesysteme sehr gut angenommen würden. Um international ebenfalls weiter wachsen zu können, regt er eine engere Zusammenarbeit zwischen den Golfverbänden an – denn noch heute bestünden oft Schwierigkeiten, beispielsweise Platzreifen aus anderen Ländern in seinem Heimatland anerkannt zu bekommen. Großes Wachstumspotenzial sieht der Akademieleiter bei den Frauen. „Golf ist grundsätzlich sehr für Damen geeignet. Aber es reicht nicht, einfach einen Ladies‘ Day anzubieten, wir brauchen auch hier ein anderes Konzept in Verbindung mit Erlebnissen, die vor allem Frauen ansprechen“, so seine Einschätzung.
Lokale, regionale und nationale Mitgliedschaften
Die Betonung der sozialen Komponenten entlang der gesamten Customer Journey steht auch im Fokus von Marketing-Profi Nizan. Insgesamt kommt die Unternehmensgruppe derzeit auf gut 40.000 Mitglieder. „Wir haben eine jährliche Fluktuationsrate von 20 bis 25 % aus den unterschiedlichsten Gründen, von Umzügen über Alter bis hin zu Erkrankungen.“ Daher sei es wichtig, neben Mitgliedschaften auch Konzepte für Wenigspieler oder Wechselspieler zu bieten, weshalb die Gruppe auf eigene Kartenkonzepte mit „Le Club“ oder Greenfee-Pakete setzt. Bei den Mitgliedschaften nutzt die Gruppe ihr landesweites Portfolio. Golfer können hier unterschiedliche Mitgliedsformen wählen – und dabei nicht nur Greenfee-frei im lokalen Heimatclub aufteen, sondern je nach Wunsch eine Stadt oder einen Landkreis, ganze Regionen oder Frankreich insgesamt in ihre Mitgliedschaft einschließen, wie die Grafik für die Region Bordeaux/Sud Ouest zeigt. Damit können Golfer je nach Präferenz ihre Mitgliedschaft auf den Wohnort oder auch auf Stationen für Kurzurlaube und die Ferien anpassen. „Unsere Philosophie ist, dass Golf Spaß machen soll, aber auch einfach und sozial ist“, so der Marketing-Profi. Auf dem Platz würden viele Freundschaften geschlossen, daher gäbe es beispielsweise aus den Einsteigerkursen heraus viele WhatsApp-Gruppen, zudem richten die Anlagen einmal pro Monat einen Cocktailempfang für Neulinge aus. Das Pricing ist eine Kombination aus zentralen Systemen und lokalem Markt. „Wir setzen beim Greenfee zunehmend auf Dynamic Pricing und nutzen dafür PriSwing“, so Nizan. Die endgültige Preisfestsetzung samt Ertragsverantwortung liegt weiterhin beim örtlichen Management. Auch beim Marketing sind einige Themen zentralisiert, die konkrete Umsetzung vor Ort obliegt dem dortigen Management einschließlich der Möglichkeit zur lokalen Anpassung, basierend auf einer von der zentralen zur Unterstützung bereitgestellten Toolbox. „Wenn wir beispielsweise einen Erlebnistag festlegen, ist zwar der Termin überall einheitlich, aber die inhaltliche Umsetzung wird durch die Anlagen vor Ort definiert“, erläutert er das Konzept. „Meine Aufgabe ist es, sowohl für den Verbraucher als auch für das Unternehmen einen Mehrwert zu schaffen, dadurch entsteht für beide eine Win-Win-Situation“, umschreibt der Marketing-Profi seine Philosophie. Daher ist ihm das Kundenfeedback äußerst wichtig. „Wir nutzen das System Qualitelis. Jeder, der eine Runde spielt oder eine Unterrichtsstunde nimmt, erhält diese Umfrage mit mehr als 20 Fragen. So erhalten wir zu jedem Touchpoint über 30.000 Rückmeldungen jährlich und bekommen so ein klares Bild zur Zufriedenheit“, so der Manager.

Anforderungen im Greenkeeping
Um das angestrebte Kundenerlebnis bieten zu können, kommt auf das Greenkeeping-Team immer mehr Arbeit zu. „Viele unserer Bewässerungssysteme sind 30 Jahre alt und werden zeitnah modernisiert“, erläutert Frank Servan, der als CTO für das Greenkeeping und alle technischen Dienste verantwortlich zeichnet. In Frankreich erfahren viele Golfanlagen längst stärkere Restriktionen als beispielsweise in Deutschland. „40 Golfplätze konnten letztes Jahr nur noch die Grüns bewässern, bei fünf wurde die Bewässerung komplett eingestellt“, so Servan. In enger Abstimmung mit dem Verband suche man daher nach Alternativen, beispielsweise Grassorten, die weniger Wasser und Düngemittel benötigen. Vor dem Hintergrund anstehender Regelungen durch das Europäische Parlament erfordere dies auch eine enge Abstimmung mit der Politik, um negative Einflüsse auf die Golfbranche und die Kundenerlebnisse zu vermeiden – denn schließlich gäbe es beispielsweise mit der Türkei weiterhin Golfdestinationen, in denen die Golfer ihre viel geliebten, satten Fairways und Grüns erleben könnten. Das Greenkeeping in der Unternehmensgruppe ist in verschiedene Regionen mit eigenen Leitern unterteilt, rund 100 Greenkeeper sind aktuell fest angestellt. Im technischen Bereich sieht Servan durch das Wachstum aktuell die Flotte an Cart-Herstellern wachsen. Neben Textron, Clubcar und Yamaha zähle auch der französische Anbieter Aura zum Portfolio – in Bezug auf die Wartung und Effizienzsteigerung darf man auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Der Technikleiter kümmert sich ebenfalls darum, dass das Kundenerlebnis weiter gesteigert werden kann. So prüft er aktuell die mögliche Nutzung von Flutlicht auf einzelnen Anlagen.
Fazit
UGolf Bluegreen hat seine Strategie ganz auf Wachstum ausgerichtet. Mit der Finanzstärke der Duval-Gruppe im Rücken und der schon heute weit über Frankreich und Europa hinaus ausgerichteten Strategie dürfte das Unternehmen seine Marktposition in Deutschland, aber auch vielen anderen Märkten dieser Welt, rasch ausbauen. Die Gründung einer eigenen Tochtergesellschaft für Deutschland unterstreicht, welche Bedeutung dieser Markt für die Unternehmens-
gruppe hat.
Autor: Michael Althoff | golfmanager 02/2024